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Wie läuft eine Dyskalkulietestung ab?

Dyskalkulietestung

 

Dyskalkulie ist eine Rechenstörung, das bedeutet, dass Menschen, die davon betroffen sind, Probleme mit dem Zahlenverständnis, mit Mengen, Geld, Uhrzeit, Längenmaßen und Kopfrechnen haben. Es fällt ihnen schwer, das Rechnen zu verstehen und zu lernen.

 

Kinder, die in den ersten Klassen große Probleme mit dem Rechnenlernen haben, können eine Dyskalkulie haben. Schwierigkeiten in Mathematik sind aber keine Garantie für Dyskalkulie. Um herauszufinden, ob ein Kind Dyskalkulie hat oder sich einfach so schwer tut mit Zahlen und Mathematik, sollte eine psychologische Testung gemacht werden. In Österreich machen das Klinische Psycholog:innen, in Deutschland Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie.

 

Wie läuft eine Dyskalkulietestung ab?

 

Eine Dyskalkulietestung besteht meist aus mehreren Terminen: ein Anamnesegespräch mit den Eltern, ein Termin mit dem Kind (ca. 2 Stunden) und ein Rückmeldegespräch.

 

Zuerst gibt es eine Anamnese. Im besten Fall werden Eltern und Kinder getrennt voneinander befragt, weil es für die Kinder nicht angenehm ist, wenn die Eltern neben ihnen über ihre Probleme und Schwächen reden. Ich mache dazu immer zwei verschiedene Termine, einen Anamnesetermin mit den Eltern und eine Anamnese während der Testung mit dem Kind. So können alle offen reden und ich erfahre, wie es wirklich ist.

 

Die Testung mit den Kindern und Jugendlichen umfasst einen Rechentest und einen Intelligenztest. Es gibt einen Rechentest für Kinder in der Volksschule und einen Test für die Klassen 4-8. Dieser untersucht die Grundkenntnisse im Rechnen. Anhand der Ergebnisse wird der Test ausgewertet und die Leistungen werden mit jenen von Gleichaltrigen verglichen. Die Tests sind natürlich normiert und standardisiert. Der Intelligenztest ist wichtig, denn eine Dyskalkulie-Diagnose darf nur gestellt werden, wenn die Person mindestens normal intelligent ist. Deshalb ist es wichtig, ein Leistungsprofil zu erheben, um die Begabung des Kindes zu untersuchen. Es wird dabei kein IQ-Wert berechnet, aber es wird geschaut, ob das Kind in allen Bereichen im Normalbereich oder drüber ist.

 

Im Anschluss an die Testung wird alles ausgewertet und ich verfasse ein mehrseitiges Gutachten. Einige Tage danach erhalten die Eltern das Gutachten und wir machen ein Rückmeldegespräch, bei dem ich den Eltern alles erkläre. Wir überlegen gemeinsam, wie sie ihr Kind am besten unterstützen können.

 

Was passiert, wenn mein Kind Dyskalkulie hat?

 

Wenn ein Kind Dyskalkulie hat, sollte es ein Dyskalkulietraining machen, in dem es lernt, wie es besser lernen kann und in dem ihm rechnen anschaulich und begreifbar erklärt wird. Es sollte ein Einzeltraining sein, damit sich die Dyskalkulietrainerin auf ein Kind konzentrieren kann und so die Übungen individuell auf ein Kind abgestimmt werden können. Gruppentrainings sind nur mäßig hilfreich, weil dabei nicht viel auf die einzelnen Kinder eingegangen werden kann.

 

Außerdem sollte das Kind auch zuhause jeden Tag ein bisschen üben. Es sollten täglich ca. 10 Minuten sein. Wiederholt schwierige Aufgaben, übt gemeinsam das 1x1 oder trainiert das Verständnis von Mengen und Zahlen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, jeden Tag ein bisschen rechnen zu üben. Wichtig ist es, dass es regelmäßig gemacht wird, denn nur so kann ein Kind dran bleiben und Synapsen zu verschiedenen Rechenthemen ausbilden. Das Dyskalkulietraining alleine ist zu wenig, denn einmal pro Woche zu üben, hilft zwar auch, aber regelmäßig jeden Tag ein bisschen etwas zu machen, hilft am besten.

 

Was sage ich meinem Kind, warum es zur Testung muss?

 

Am besten die Wahrheit. Kinder wissen, wenn sie Probleme in Mathematik haben und für die meisten Kinder ist es total ok, wenn man ihnen erklärt, dass sie da hingehen sollen, um herauszufinden, was sie schon gut können und wo sie noch Hilfe brauchen. Die Tests sind spielerisch aufgebaut, somit dürfen sie sich auch auf Spiele freuen.

 

Ich finde es nicht so gut, wenn Eltern ihren Kindern sagen, dass es ein Test ist, denn Tests sind für Kinder oft negativ konnotiert. Vor allem Kinder, die Probleme in der Schule haben, haben oft Angst vor Tests. „Da darf ich keine Fehler machen. Vielleicht bin ich dann dumm.“, solche Ängste kann man verhindern, indem man dem Kind erklärt, dass es dorthin geht, damit geschaut wird, was es schon gut kann und wie ihm geholfen werden kann. Es muss kein Test sein.

 

Ich sage den Kindern am Anfang der Testung immer: „Wir machen Aufgaben und Spiele und schauen, was du schon gut kannst.“ Das motiviert und beruhigt.

 

Worauf sollte ich im Vorfeld achten?

 

Um ein Kind testen zu lassen, braucht man zuerst die richtige Fachperson. In Österreich sollten das Klinische Psycholog:innen und in Deutschland Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Wenn du einen Termin vereinbarst, sprich kurz mit der Fachperson. Ist sie dir sympathisch? Fühlst du dich ernst genommen und verstanden? Dann passt das wahrscheinlich auch für dein Kind. Wenn dir eine Person gar nicht sympathisch erscheint, dann schau, ob du jemand anderen in der Nähe findest. Eine gute und vertrauensvolle Beziehung ist für die Testung wichtig. Es ist zwar nur ein Testtermin, aber wenn sich dein Kind dort die ganze Zeit unwohl fühlt, dann verfälscht das vielleicht die Ergebnisse. Eine gute Beziehung ist also das Wichtigste.

 

Weiters solltest du darauf achten, dass die Testung möglichst am Vormittag stattfindet, denn um diese Zeit ist die Konzentration am besten und die spielt sowohl fürs Rechnen, als auch für den Intelligenztest eine große Rolle. Vormittagstermine sind oft schwierig mit der Arbeit zu vereinbaren, aber dein Kind kann am Vormittag einfach die besseren Leistungen erbringen. Wenn der Termin am Nachmittag ist, sollte dein Kind davor nicht in die Schule gehen, denn das wäre ziemlich anstrengend für dein Kind. Eine Testung ist anstrengend und die meisten Kinder und Jugendlichen sind danach müde.

 

Können auch Erwachsene Dyskalkulie haben?

 

Ja, auch Erwachsene können Dyskalkulie haben. Dyskalkulie verschwindet leider nicht mit dem 18. Geburtstag. Wer Dyskalkulie hat, hat das sein ganzes Leben lang. Bei vielen verbessert sich das Verständnis für Mengen und Zahlen aber mit zunehmendem Alter. Menschen mit Dyskalkulie haben aber wahrscheinlich ihr Leben lang Probleme mit der Uhrzeit, Mengenangaben, Längen oder beim Umgang mit Geld.

 

Gibt es auch Dyskalkulietestungen für Erwachsene?

 

Es gibt nicht viele deutschsprachige Rechentests und es gibt keinen, der direkt für Erwachsene konzipiert wurde. Viele testen Dyskalkulie auch nur bis zum 16. Lebensjahr, aber da es beim Rechentest um die Basisfertigkeiten der Mathematik geht, also um das Kopfrechnen, das Verständnis für Zahlen und das Stellenwertsystem, gelten diese ja auch für Erwachsene. Es ist egal, ob man 16 oder 25 Jahre alt ist, wenn man die Grundlagen der Mathematik noch nicht verstanden hat. Dann ist es Dyskalkulie. Dabei spielt meiner Meinung nach das Alter keine Rolle. Deshalb teste ich auch Erwachsene auf Dyskalkulie.

 

Hast du noch Fragen zur Dyskalkulietestung? Schreib mir gerne ein E-Mail oder einen Kommentar.

 

Lg, Birgit

 

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