psychologische Befunde verstehen

Wenn du ein psychologisches Gutachten oder einen Befund bekommst, dann findest du darin viele Fachbegriffe und Zahlen. Diese sind für Nicht-Psycholog*innen gar nicht so leicht zu verstehen. Die Zusammenfassung sollte immer so geschrieben sein, dass sie alle verstehen können, aber die einzelnen Untertests werden nicht immer leserfreundlich beschrieben.

 

Deshalb möchte ich dir heute einen kleinen Leitfaden geben, wie du einen psychologischen Befund einfacher verstehen kannst.

 

Zuerst klären wir ein paar Fachbegriffe


Was sind T-Werte?

 

T-Werte sind eine Maßeinheit, die in der Psychologie gerne genutzt werden. T-Werte zwischen 44 und 56 liegen im Normalbereich. T-Werte unter 44 sind unterdurchschnittlich, T-Werte ab 57 sind überdurchschnittlich.

 

T-Werte können mithilfe eines Rechners oder eine Tabelle in andere Werte umgewandelt werden, z.B: Prozentränge (PR).


Was sind Prozentränge und was machen die eigentlich?

 

Prozentränge sind ebenfalls eine Maßeinheit, die dabei hilft, Ergebnisse zu vergleichen. Es gibt Prozentränge zwischen 0 und 100. Prozentränge zwischen 25 und 75 liegen im Normalbereich. Werte unter 25 sind unterdurchschnittlich, werte ab 76 sind überdurchschnittlich.

 

Eine Prozentrang von 25 bedeutet, dass 25% der Gleichaltrigen gleich gute oder schlechtere Ergebnisse bei diesem Untertest erzielten. Ein Prozentrang von 75 bedeutet, dass 75% der Gleichaltrigen schlechtere oder gleich gute Ergebnisse erreichten. Somit gibt ein Prozentrang an, wie eine Person im Vergleich zu Gleichaltrigen abschneidet.


Welche Abschnitte beinhaltet ein psychologisches Gutachten?

 

Ein psychologisches Gutachten besteht aus einem Deckblatt mit allgemeinen Angaben (Name, Geburtsdatum, Fragestellung, …), einer Anamnese (bei Kindern sollte es eine Anamnese mit den Eltern und eine mit dem Kind geben) und einer Verhaltensbeobachtung. Dann sollten alle Tests mit allen Untertestergebnissen angeführt werden, damit auch andere Fachpersonen die Ergebnisse nachvollziehen und daraus Schlüsse ziehen können. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse interpretiert und es wird eventuell eine Diagnose gestellt. Am Ende gibt es Empfehlungen, wie mit der Diagnose umgegangen werden kann bzw. welche Therapien im Anschluss angezeigt sind.


Was bedeutet durchschnittlich, unterdurchschnittlich und überdurchschnittlich?

 

Durchschnittlich bedeutet, dass die Person gleich gut wie der Großteil der gleichaltrigen Menschen abschnitt. Von der Normalverteilung in der Bevölkerung her, sind das alle Menschen die die 50% Um die Mitte bildet, in Prozenträngen ausgedrückt wären das PR=25-75. Das ist der Normalbereich.

 

Alle Ergebnisse, die darunter liegen, sind unterdurchschnittlich, wobei man hier noch zwischen leicht unterdurchschnittlich, unterdurchschnittlich und weit unterdurchschnittlich unterscheiden kann.

 

Ebenso ist es im überdurchschnittlichen Bereich, auch hier kann man weiter unterteilen in leicht überdurchschnittlich, überdurchschnittlich und weit überdurchschnittlich. Hochbegabte liegen in vielen Bereichen im überdurchschnittlichen Bereich.


Was bedeutet die Nummer bei meiner Diagnose? Muss ich mir die merken? 

 

Es gibt das internationale Klassifikationssystem für Krankheiten, das ICD-10. Darin sind alle Krankheiten angeführt und Ärzt*innen und Psycholog*innen schreiben die Abkürzung in den Befund, damit die Diagnosen vergleichbar sind. Psychische Diagnosen sind in der Kategorie F. 


Derzeit wird gerade das ICD-11 ins Deutsche übersetzt. Das ist eine neue Version, in der einiges überarbeitet wurde. Im ICD-11 beginnen psychologische Diagnosen mit B. 

Manche Fachkräfte diagnostizieren schon nach dem neuen System, viele verwenden noch das ICD-10. Derzeit sind beide gültig. 


Die Zahl der Diagnose muss man sich nicht merken, sie steht im Befund oder Gutachten. Wenn du einen Arzttermin hast, nimm am besten das Gutachten mit, dann weiß dein*e Ärzt*in, welche Diagnosen du hast. 


Hattest du schon einmal Schwierigkeiten beim Lesen eines psychologischen Befunds? Hast du noch Fragen dazu? 

Schreib mir! ✏️

 

 Lg, Birgit

 

 

 

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