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Da war ich mutig

Was ist denn Mut? Wann bin oder war ich mutig? Da war ich mutig. Darüber nachzudenken, hat mich die Blogparade von Esther Nogler inspiriert. Danke dir dafür!

 

Ich bin ein sehr ängstlicher Mensch und ich habe schon oft Situationen oder Dinge nicht gemacht, weil ich Angst davor hatte. Das was nicht mutig, aber seitdem ich mir dessen bewusst bin, versuche ich, für mich gruselige Situationen nicht mehr zu vermeiden, sondern mich ihnen zu stellen. Ich probiere Neues aus und mache Dinge, die untypisch für mich sind. Dabei habe ich festgestellt, dass ich viel mehr kann, als ich mir selbst immer zugetraut habe.

 

Ich denke, dass es vielen Menschen so geht. Viele haben Ängste und vermeiden deshalb bestimmte Dinge oder Situationen. Es gibt so viele verschiedene Ängste, dass ich sie hier nicht alle aufzählen kann. Wenn man sich dessen aber bewusst wird und sich Hilfe holt (Psychotherapie, psychologische Behandlung), kann man ganz viel Lebensqualität (zurück)gewinnen.

 

Das letzte Mal mutig war ich erst vor ein paar Wochen. Ich war mit meinem Bruder in Graz und wir sind die Schlossbergrutsche runtergerutscht. Mein Bruder hat mir das vor ein paar Monaten, als wir Graz geplant haben, vorgeschlagen. Mein erster Impuls war: „Nein, das mache ich sicher nicht.“ Ich habe darüber nachgedacht und mir dann gedacht: „Warum eigentlich nicht?“. Als ich in Graz am Schlossberg war, habe ich beschlossen, ich mache das jetzt einfach. Es war wirklich arg. Die Rutsche ist sehr lang, sehr schnell und am Ende fühlt man sich so, als würde man im freien Fall runterfallen. Meine Höchstgeschwindigkeit in der Rutsche waren anscheinend 40 km/h. Es war wirklich gruselig zwischendurch, aber ich bin total stolz, dass ich so mutig war und das gemacht habe. Es hat mich einiges an Überwindung und Mut gekostet, aber ich habe es geschafft. Ich fand es eigentlich cool, aber auch sehr heftig. Auf alle Fälle habe ich es gemacht und war sehr mutig an diesem Tag.

 

Eine andere sehr mutige Situation ist mir auch noch eingefallen. Ich habe vor ca. 2 Jahren meinen Angestelltenjob im Kindergarten gekündigt und bin seither selbstständig. Ich habe eine psychologische Praxis und freue mich jeden Tag, dass mir die Leute vertrauen und sich an mich wenden. Ich arbeite ganz viel mit Kindern und Jugendlichen und ihr Vertrauen ist etwas ganz Besonderes. Ich hatte davor schon nebenbei einen Raum gemietet und ein bisschen als Psychologin gearbeitet, aber irgendwann sind mir Kindergarten und Praxis zu viel geworden, deshalb habe ich beschlossen, mich ganz selbständig zu machen. Meine Eltern haben mir davon abgeraten, weil es zu unsicher sei, selbständig zu sein. Ich habe es aber trotzdem gemacht und bin total froh, denn jetzt bin ich meine eigene Chefin. Ich kann mir meine Arbeit einteilen, wie ich will. Es war ein großer Schritt, meinen Job zu kündigen und selbständig zu werden. Da war ich sehr mutig und es hat sich wirklich ausgezahlt.

 

Ich finde Menschen sehr mutig, die für sich einstehen, die vielleicht nicht alles 0815 machen und die ihr Leben so leben, wie es zu ihnen passt. Da Menschen gerne in Kategorien denken und alles, was davon abweicht, eigenartig finden und oft auch kritisieren, finde ich es sehr mutig, wenn jemand von den Normen abweicht und einfach sein oder ihr Ding macht. Wir sollten uns alle nicht so sehr von der Meinung anderer beeinflussen lassen. Es ist nicht mein Problem, was meine Nachbarn denken könnten. Sollen sie doch denken, was sie wollen. Ich meine damit nicht, dass man die Nachbarn stört und nervt, sondern dass man ein ganz normales Leben führt, unabhängig davon, was die Nachbarn oder Verwandten denken werden. Das ist gar nicht so einfach, weil es in unseren Köpfen noch immer sehr verankert ist, aber man kann daran arbeiten, dass es einem „wurst“ (=egal) wird.

 

Mutig sind auch Menschen, die sich in der Öffentlichkeit für andere einsetzen, die andere Leute unterstützen und dann vielleicht selbst mit Anfeindungen rechnen müssen. Sie wissen aber, wofür sie das machen, für andere Menschen, die sich selbst nicht wehren können oder Hilfe brauchen. Es ist so wichtig, dass es mutige Menschen gibt, die für andere kämpfen und ihnen dabei helfen, Hilfsleistungen oder Unterstützung oder auch einfach Aufmerksamkeit zu bekommen. Es wichtig, auf seltene Krankheiten aufmerksam zu machen, damit mehr Menschen davor erfahren und die Betroffenen Hilfe bekommen können und nicht diskriminiert werden.

 

Mut ist etwas, das wir als Kinder haben, denn Babys und Kleinkinder probieren einfach alles aus. Sie denken noch nicht darüber nach, was passieren könnte und was andere darüber denken. Sie machen einfach das, was ihnen einfällt. Erst mit der Zeit lernen Kinder, dass es Gefahren gibt und dass man in gewissen Situationen aufpassen muss. Wenn ein Kind ständig gesagt bekommt, dass es aufpassen muss, dass wird es seinen Mut verringern und weniger ausprobieren, als wenn ein Kind viel machen darf und nur in ganz wenigen Situationen zur Vorsicht angehalten wird. Mut ist daher zu einem gewissen Grad auch anerzogen oder abgewöhnt – denke ich. Wer immer aufpassen soll und nicht zu riskant leben darf, verliert seinen Mut, denn es könnte ja in allem Gefahr stecken.

 

In der Jugendzeit beginnen einige Menschen auszubrechen und wieder Mutproben oder Ähnliches auszuprobieren, aber auch das hängt sicher damit zusammen, wie sie im Kleinkind- und Schulalter erzogen wurden. Viele schaffen es, sich ihren Mut in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter zurückzuerobern, aber viele Menschen kämpfen auch mit Ängsten. Ängste halten uns davon ab, mutige Erlebnisse zu erleben, denn Ängste haben eine große Macht über Menschen. Man kann aber lernen, mit seinen Ängsten umzugehen und dann trotz Angst mutige Dinge zu machen.

 

Ich habe in diesem Jahr schon viel Mut bewiesen – vor allem mir selbst. Ich bin alleine geflogen, ich bin auf einem Speedboot in Portugal gefahren, ich bin die Schlossbergrutsche runtergerutscht, … Darauf bin ich echt stolz und ich freue mich immer, wenn ich etwas geschafft habe, das ich nie für möglich gehalten hätte.

 

Was hast du schon einmal Mutiges gemacht?

 

Lg, Birgit

 

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