In meiner Arbeit als Psychologin treffe ich jede Woche neue Menschen, die ein Problem haben. Manchmal hilft es ihnen schon, wenn ich einfach zuhöre. Nach manchen Stunden habe ich das Gefühl, dieser Person konnte ich gar nicht so richtig viel weiterhelfen und dann bekomme ich aber das Feedback: „Danke fürs Zuhören. Es hat gut getan, das alles einmal jemandem erzählen zu können.“
Seither weiß ich, dass ich nicht immer 100 gute Ratschläge geben muss und dass es für Menschen oft gut ist, wenn ich nur zuhöre und vielleicht eine Idee zum Ausprobieren mitgebe, denn wenn wir Fachmenschen zu viele Tipps oder Aufgaben mitgeben, dann überfordert das die Klient*innen oft eher, als dass es ihnen hilft. Das habe ich in letzter Zeit gelernt. Manchmal ist weniger wirklich mehr.
Dann können die Eltern ausprobieren, ob es hilft oder sie bekommen eine Beobachtungsaufgabe und sollen ein bestimmtes Verhalten beobachten und in der nächsten Stunde besprechen wir, wie es geklappt hat und ob sie das weitermachen oder eine andere Idee ausprobieren wollen.
Auch Kinder brauchen jemanden, der ihnen zuhört, das können die Eltern, Lehrkräfte, Freund*innen oder auch Psycholog*innen, Nachhilfelehrer*innen oder Therapeut*innen sein. Wenn ein Kind eine Person im Umfeld hat, der es vertraut und der es sich auch anvertrauen kann, dann hilft das dem Kind schon weiter, denn es muss nicht alles mit sich selbst ausmachen.
Auch Kinder brauchen einfach jemanden, der ihnen zuhört. Sie wollen manchmal gar keine Ratschläge, aber sie wollen erzählen, wie es ihnen geht oder was sie erlebt haben. Im Rahmen des Lerntrainings unterhalte ich mich auch immer ein bisschen mit den Kindern und wenn ich das Gefühl habe, es gibt ein Thema, das das Kind gerade sehr beschäftigt, dann sprechen wir darüber oder ich lasse das Kind einfach erzählen und höre zu. Das hilft Kindern total, weil sie so ihre Gedanken und Sorgen mit jemandem teilen können und sie wissen auch, dass ich es niemandem weitererzähle, wenn sie das nicht möchten. Ein Kind, das gerade emotional angespannt ist, weil es mit der besten Freundin gestritten hat oder weil es eine schlechte Note hat oder weil sich die Eltern trennen, das kann sich nicht aufs Lernen konzentrieren und deshalb ist es wichtig, zuerst die Sorgen und Ängste zu thematisieren und erst dann kann das Kind lernen.
Zuhören können ist generell eine Fähigkeit, die viele Menschen nicht haben. Wir Menschen neigen nämlich oft dazu, sofort einen Ratschlag zu geben oder sofort von uns zu erzählen, aber das ist oft nicht das, was jemand anderer braucht.
Deshalb höre gut zu und du musst nicht immer einen guten Ratschlag parat haben. Meist ist einfach nur zuhören die viel bessere Strategie und viel hilfreicher für das Gegenüber.
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