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Wie lange darf ein Kind am Handy sein?

Eine spannende Frage, die Wiebke Schomaker von Starke Sprache da stellt. Ich mache gerne bei ihrer Blogparade "Bildschirmzeit von Kindern - so denke ich darüber" mit.

 

Die Bildschirmzeit sollte limitiert und so kurz wie möglich gehalten werden. Das ist meine Meinung, aber ich weiß auch, dass das unrealistisch ist. Kinder wachsen mit allerlei elektronischen Geräten auf. Schon im Säuglingsalter haben die Eltern ständig ein Handy in der Hand. Das Baby lernt also, dass dieses Ding spannender ist als es selbst, denn die Eltern verbringen ja viel Zeit damit. Somit wirkt ein Handy für ein kleines Kind extrem spannend und wichtig und das will es dann natürlich auch haben.

 

Schon wirklich kleine Kinder können ein Smartphone entsperren, damit fotografieren und bald auch selbst Youtube oder irgendwelche Spieleapps öffnen. Sie lernen das durch beobachten und nachahmen. Sie wachsen damit auf.

 

In unserem Leben sind Smartphones, Tablets, Smartwatches und so weiter nicht mehr wegzudenken. Alles blinkt und piepst und zieht so die Aufmerksamkeit auf sich.

 

In meiner Kindheit gab es einen Fernseher mit zwei Programmen, ich durfte lange nicht fernsehen, erst als ich älter wurde, durfte ich Kinderserien anschauen, aber es gab nur eine begrenzte Anzahl im Fernsehprogramm. Somit war meine Bildschirmzeit als Kind automatisch limitiert, weil es einfach kein Kinderprogramm mehr gab.

 

Heute sind Kinder überall von Bildschirmen umgeben: zuhause, in den Öffis, auf Werbeplakaten, in Geschäften, … Wir werden permanent von Bildschirmen abgelenkt, Kinder besonders.

 

Ich habe erst in den letzten Tagen wieder gelesen, dass Kinder unter 3 Jahren nicht vor einem Bildschirm sitzen sollten – gar nicht. Wie soll man das in unserer Welt machen? Es ist vielleicht möglich, dass ein Kind zuhause nicht fernsehen und Handyschauen darf, aber überall um uns herum gibt es Bildschirme und es kann nicht durchgehalten werden, dass ein Kind nicht irgendwann einmal ein Video am Handy mitschaut, bei Freunden oder Verwandten kurz vor dem Fernseher sitzt im Kindergarten ein Kinderkino veranstaltet wird. Es ist in unserer Welt nicht mehr machbar. Allerdings sollten Eltern trotzdem darauf achten, dass Kinder so wenig wie möglich am Handy oder Tablet sind, solange sie kleiner sind und man es noch halbwegs regulieren kann.

 

Es darf aber auch immer Ausnahmen geben, in denen dann mehr geschaut werden darf als normal, z.B. auf einer langen Fahrt in den Urlaub oder wenn das Kind krank ist. Kinder können Ausnahmen auch gut verstehen und sie wissen dann, dass das jetzt nicht immer so ist, sondern nur in dieser einen Situation. Wenn man ihnen das gut erklärt, können auch kleine Kinder das schon verstehen.

 

Ab der Schulzeit gibt es kein Entrinnen mehr, denn dann haben manche Kinder schon selbst ein Handy und dann schauen die anderen Kinder, die noch keines haben, bei ihren Freund:innen mit. Da kann leider nicht kontrolliert werden, welche Inhalte die Kinder sehen, denn es sind ja die Handys von fremden Kindern. Wenn ein Kind ein eigenes Handy bekommt, können die Eltern einstellen, wie lange das Kind pro Tag online sein darf und welche Seiten es aufrufen oder welche Apps es nutzen darf. Es kann eingestellt werden, dass keine neuen Apps installiert werden können oder dass das Kind immer das Passwort eines Elternteils braucht, um etwas zu ändern. So können die Inhalte, die Kinder konsumieren, ein bisschen kontrolliert werden.

 

Es gibt immer mehr Tabletklassen in den Unterstufen. Ich finde sie gut, weil die Kinder so früh den Umgang mit dem Tablet oder Laptop lernen, aber gleichzeitig sollen sie dann auf der Tastatur schreiben können, ohne es je gelernt zu haben. Das sollte von Lehrkräften beachtet werden, wenn sie Aufgaben am Laptop aufgeben. Die Schüler:innen brauchen Ewigkeiten zum Tippen und sie brauchen wirklich viel Übung, bis sie schneller werden. Diese Zeit sollte in den Unterricht bzw. in die Hausaufgabenmenge einkalkuliert werden. Wenn die Kinder in der Schule schon viele Stunden vor dem Tablet oder Laptop verbringen, dann gehen sie anschließend nach Hause und zocken noch am PC oder schauen Tiktok oder spielen sonst irgendetwas auf einem Bildschirm. Somit verbringen die Kinder dann den ganzen Tag vor dem Bildschirm und das ist extrem ungesund. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass sie sich zwischendurch bewegen und auch offline Zeit verbringen.

 

 

Erwachsene sind Vorbilder für die Kinder und Jugendlichen. Wenn Erwachsene einen guten Umgang mit dem Smartphone haben, dann können sich Kinder daran festhalten und ebenfalls einen guten Umgang lernen. Sitzen Erwachsene ständig vor einem Bildschirm, dann ist es für die Kinder und Jugendlichen normal, dass man das so macht. Solange Kinder jung sind, können Eltern ein gutes Vorbild sein und ihren Kindern den Umgang mit Medien vorleben. Sobald sie aber älter werden, gibt es immer mehr Smartphones, Smartwatches und Tablets rund um sie, denn dann bekommen auch die Freund:innen ein Handy und die Kinder schauen sich gemeinsam etwas an. Das können Eltern nicht mehr kontrollieren. Wenn das eigene Kind ein Smartphone hat, können die Eltern eine bestimmte Nutzungszeit freigeben und auch steuern, was ihr Kind sehen oder spielen darf. Es können bestimmte Apps freigeschalten oder gesperrt werden, ebenso verhält es sich mit Internetseiten. So können Eltern im Blick behalten, was ihr Kind sieht. Wenn es aber bei Freund:innen mitschaut, dann weiß man nicht genau, was die Kinder anschauen. Es ist wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern über die Inhalte sprechen und dass schwierige Themen, die die Kinder vielleicht aufschnappen thematisiert und nicht verschwiegen werden. Wenn ein Kind etwas Unpassendes oder Verstörendes sieht, sollten Eltern nicht schimpfen, sondern ihr Kind mit seinen Sorgen, Ängsten und Gedanken ernst nehmen und ihm dabei helfen, damit umgehen zu lernen. Kinder sollen das Gefühl bekommen, dass sie mit ihren Eltern über alles reden können, das ist wichtig, damit sie auch mit wirklichen Problemen zu den Eltern kommen und nicht alleine versuchen, komische oder gefährliche Lösungswege zu finden.

 

 

Mein Fazit: Bildschirme gehören zu unserem Leben wir die Sterne zum Nachthimmel. Sie sind nicht mehr wegzudenken. Familien müssen einen eigenen Weg finden, mit Smartphones, Youtube und Co. umzugehen. Je jünger ein Kind ist, desto weniger sollte es vor Bildschirmen sitzen, aber es lässt sich nicht vermeiden. Wenn Eltern möchten, dass ihre Kinder weniger Zeit vorm Smartphone oder Tablet verbringen, müssen sie selbst ein Vorbild sein und ebenfalls weniger Zeit am Handy verschwenden.

 

 

 

Was ist deine Meinung dazu? Wie klappt die Medienzeit in deiner Familie?

 

 

Lg, Birgit

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Wiebke Schomaker (Sonntag, 18 August 2024 19:33)

    Liebe Birgit,
    vielen Dank für deinen spannenden Artikel zur Bildschirmzeit von Kindern. Ich fand es auch interessant zu lesen, wie das Fernsehen bei dir als Kind geregelt war. Bei mir war es ähnlich.
    Es ist wirklich unglaublich, wie sehr sich das Thema Medien in den letzten Jahren verändert hat.

    Liebe Grüße
    Wiebke

  • #2

    Andrea (Montag, 19 August 2024 12:19)

    Liebe Birgit,

    Ich sehe es ähnlich. Allerdings würde ich sagen: Ein eigenes Smartphone lieber später als früher. Es kommt auch sehr stark auf das Kind an. Ich frage mich halt, wie Kinder ohne die nötige Reife die Nutzung selbst regulieren sollen und wie sie mit der Ablenkung klarkommen sollen.

    Aber wie du schon schreibst, jede Familie darf da den eigenen Weg finden. Ich sehe nur mit Erschrecken, was diese kleinen Geräte so alles aus unserem Alltag und auch aus dem Alltag unsrer Kinder verdrängen.

    Vielleicht hast du Lust, meinen Artikel zur Blogparade zu kommentieren:

    https://mit-kindern-reifen.de/wann-ist-mein-kind-alt-genug-fuer-ein-eigenes-smarthpone/

    Liebe Grüße,
    Andrea