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Lebensglück trotz schlechter Schulnoten

Schulnoten sind wichtig. Naja! Also, ich finde sie schon wichtig, aber sie sind auch nicht alles. Es gibt viel wichtigere Dinge im Leben als Noten. Das wurde mir aber erst nach meiner Schulzeit bewusst, denn meinen Eltern und Großeltern war es wichtig, dass ich gute Noten schreibe. Mir war es auch sehr wichtig, ich bin sehr ehrgeizig. Ich wollte nur 1, 2 und 3 in meinen Zeugnissen haben. Das habe ich auch geschafft, außer in der 5. Klasse Gymnasium, da hatte ich im Halbjahr einen Fünfer in Spanisch. Das war für mich der Weltuntergang. Ich war damals so enttäuscht. Es sind einige Faktoren zusammengekommen und ich habe eine negative Note ins Halbjahreszeugnis bekommen. Im Endeffekt ist das Halbjahreszeugnis gar nicht so wichtig, denn es ist nur eine Schulnachricht. Bis zum Jahresende habe ich mich verbessert und im Jahreszeugnis der 5. Klasse hatte ich wieder nur 1, 2 und 3. Ich habe mein Ziel also erreicht, aber das war wirklich harte Arbeit. Ich hatte Nachhilfe, habe unendlich viel gelernt und mich selbst sehr unter Druck gesetzt.

 

Das sehe ich jetzt auch bei „meinen“ Lernkindern. Sie haben alle Probleme mit dem Lernen, viele habe Legasthenie oder Dyskalkulie. Sie strengen sich sehr an, sie bemühen sich, sie kommen jede Woche ins Lerntraining und trotzdem schaffen sie oft nicht die Noten, die sie sich wünschen würden. Mir tut es immer so leid, wenn ich sehe, wie sehr sich jemand bemüht und dann trotzdem bei einer Prüfung nicht zeigen kann, was er oder sie eigentlich kann. Deshalb arbeite ich mit den Kindern und Jugendlichen auch immer an ihrem Selbstwert. Dieser soll nicht zu sehr von der Legasthenie oder Dyskalkulie beeinflusst werden. Ich erarbeite mit den Kindern, was sie gut können und was sie vielleicht besser können als die anderen. Deutsch und Mathe sind nicht alles, aber es sind leider Hauptfächer und sie zählen sehr viel. Ich finde es sehr wichtig, dass alle lesen, schreiben und rechnen können, aber gerade in der Oberstufe lernen die Jugendlichen dann auch viel, was für das „echte“ Leben dann vielleicht nicht mehr so wichtig ist. Wer braucht in seinem Erwachsenenleben eine Gedichtanalyse? Wer muss Funktionen ableiten und Graphen zeichnen? Wer braucht Latein im Alltag? Klar, es gibt Menschen, die in Bereichen arbeiten und diese Fähigkeiten brauchen, aber die würden das sowieso im Studium lernen. Ich denke, nicht jede:r muss das alles können. Ich finde Allgemeinwissen sehr wichtig, denn je mehr man weiß, desto mehr von der Welt kann man verstehen, aber es muss nicht jeder Mensch das gleiche wissen. Ich fände es sinnvoll, wenn man in der Oberstufe Fächer auswählen könnte und sich auf das spezialisieren könnte, was einen interessiert. Dann könnten die Jugendlichen das lernen, was ihnen Spaß macht. Natürlich lernt man auch immer Dinge, die einen gerade nicht so interessieren, das ist ok, aber es gibt so viele Inhalte, die nicht jeder lernen muss. Wenn sich jemand in Biologie vertieft und dafür weniger Geografie lernt, dann lernt jede:r etwas, aber es muss ja nicht jede:r das gleiche wissen.

 

Ich bin vom Thema abgekommen. Es geht um das Lebensglück trotz schlechter Schulnoten. Ich finde, dass Schulnoten nichts über einen Menschen aussagen. Man kann schlecht in der Schule sein, weil es einen nicht interessiert und man einfach schaut, dass man durchkommt. Die gleiche Person kann als Erwachsene:r so viel fachliches Wissen erwerben und wirklich gut in ihrem Job werden. Schulnoten sagen nichts über die Intelligenz aus, denn manche Schüler:innen sind sehr intelligent, aber sie wollen sich nicht mit den Inhalten der Schule beschäftigen und deshalb bekommen sie schlechte Noten. Sie könnten aber alles, wenn sie es möchten. Die schlechte Note sagt in diesem Fall nichts über die Begabung eines Menschen aus.

 

Ich hoffe, dass Noten abgeschafft werden und das Lernen an sich in den Mittelpunkt unserer Schulen rückt, denn dann haben die Kinder und Jugendlichen das Rüstzeug, um ihr Leben lang mit Freude weiterzulernen. In unseren Schulen wird den Kindern die Freude am Lernen in den ersten paar Klassen abtrainiert, sie müssen alle das gleiche zur gleichen Zeit lernen und das ist unnatürlich, denn jeder Mensch entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Das sollten Noten berücksichtigen, tun sie aber nicht, deshalb sagen sie nichts über eine Person aus.

 

 

Schulnoten sagen auch nichts über die Bemühungen eines Kindes aus, denn ein Kind kann sich sehr anstrengen, aber wenn es zum Prüfungstermin nicht die geforderte Leistung erbringen kann, bekommt es schlechte Noten. Da ist es egal, ob das Kind die Aufgaben ohne Prüfungsstress am Vortag alle lösen konnte. Es kommt nur auf die Leistung in dieser einen Situation an. Finde den Fehler im System! Einige Lehrkräfte möchten etwas an unserem Benotungssystem ändern und tun das auch schon. Ich finde es super, dass es erste Veränderungen gibt, denn diese sind der Anfang einer neuen besseren Schule. Ich wünsche mir eine Schule, in der Kinder mit Freude und Spaß lernen dürfen und in der sie nicht ständig unter Stress und Druck stehen.

 

 

Mein Tipp für alle Eltern: Feiert gute Noten mit euren Kindern, aber lasst eure Kinder auch mit nicht so tollen Schulnoten nicht alleine. Zeigt ihnen, dass sie trotzdem immer noch das gleiche tolle Kind sind und dass ihr sie liebt, egal welche Noten sie mit nach Hause bringen. Schimpfen oder Strafen bringen nichts. Das Kind macht sich meist schon selbst fertig, wenn es eine schlechte Note bekommt, da braucht es zuhause liebevolle Eltern, die es bestärken, wieder aufbauen und ihm sagen, dass Noten nicht alles sind. Glücklichsein ist viel wichtiger als Noten.

 

 

Dieser Blogartikel ist ein Teil der Blogparade von Bianca Hanke zum Thema „Lebensglück trotz schlechter Schulnoten“. Danke fürs Veranstalten der Blogparade! Das Schreiben dieses Artikels hat mir großen Spaß gemacht!

 

Lg, Birgit

 

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