Nicht gut genug. Ist das wirklich wahr?

Ich habe ganz lange geglaubt, dass ich nicht gut genug bin und dass ich das, was ich mache, nicht gut genug kann. Ich hatte immer ein schlechtes Selbstbewusstsein und habe mir selbst nur wenig zugetraut. Ich habe Psychologie studiert und danach die Ausbildung zur Klinischen- und Gesundheitspsychologin gemacht. Gleichzeitig habe ich auch noch eine Ausbildung zur Legasthenietrainerin absolviert, weil ich mir mit meinem Wissen aus dem Studium nicht zugetraut hätte, Legasthenietraining anzubieten. Ich habe am Anfang ganz wenig verlangt, weil ich mich selbst nicht gut genug fand und nicht sicher war, ob ich das auch wirklich kann, obwohl ich davor 6 Jahre studiert und dann noch einmal ein Jahr Ausbildung gemacht habe. Ich habe es mir einfach nicht so recht zugetraut. Als ich im Legasthenietraining bemerkt habe, dass die Kinder Fortschritte machen und dass es ihnen Spaß macht, habe ich Selbstvertrauen gewonnen, aber ich habe trotzdem noch lange relativ wenig Geld verlangt. Ich war mir selbst nicht genug wert, weil ich mich selbst nicht gut genug gefunden habe.

 

Als ich schon einige Zeit als Psychologin gearbeitet habe, habe ich mich auf Autismus spezialisiert. Ich habe viele Fortbildungen gemacht, viel darüber gelesen und mich viel damit beschäftigt. Ich habe mir aber lange nicht zugetraut, auch Autismustestungen anzubieten. Ich hatte immer das Gefühl, ich weiß noch nicht alles darüber und bin deshalb nicht gut genug. Niemand weiß alles und es ist auch völlig unmöglich, alles zu wissen. Vor allem ist Autismus sehr individuell, jede autistische Person ist anders und braucht daher auch andere Hilfsangebote.

 

Das gleiche Spielchen habe ich dann noch mit Testungen für Erwachsene gespielt. Ich habe mich fortgebildet, viel Fachliteratur gelesen und mir die Tests gekauft, aber ich habe noch lange gewartet, bis ich wirklich psychologische Testungen für Erwachsene angeboten habe. Eines Tages habe ich es auf meine Homepage geschrieben und die Testungen haben von Anfang an super geklappt. Jetzt bin ich froh, dass ich Kinder und Erwachsene teste, denn so habe ich mehr Abwechslung. Ich mag es, wenn nicht jeder Tag gleich abläuft.

 

Ich hatte also in den letzten Jahren sehr oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein, aber dadurch dass ich es irgendwann doch probiert habe, habe ich festgestellt, dass ich es doch kann, dass ich kompetent bin und dass ich mehr kann, als ich mir zutraue.

 

Es ist nicht wahr, dass wir nicht gut genug sind, denn wer eine Ausbildung gemacht hat und sich für sein Thema interessiert, der kann sich auch zutrauen, in diesem Bereich zu arbeiten.

 

Ich lerne derzeit, dass ich nicht alles machen muss, was andere Menschen von mir erwarten und ich bin trotzdem gut genug. Ich bin eine gute Psychologin und ich kann super mit Kindern umgehen, deshalb mache ich meine Arbeit wirklich gut. Das war ein langer Prozess, bis ich das verstanden habe und bis ich es auch selbst geglaubt habe.

 

Heute weiß ich, ich bin gut genug!

 

Auch in Freundschaften und Beziehungen hatte ich öfter das Gefühl, ich müsste eine bessere Freundin sein und mehr Zeit für alle haben, aber das muss ich nicht, denn meine Freund:innen mögen mich so, wie ich bin. Ich muss nicht perfekt sein. Ich darf ich sein und das genügt.  

 

Ich habe das Gefühl, dass Frauen eher dazu tendieren, sich selbst nicht gut genug zu bewerten. Andere Menschen können immer etwas besser und dann fühlen wir uns unzureichend. Das sollten wir aber nicht sein, denn jede Frau kann etwas wirklich gut. Wir wurden in unserer Erziehung eher dazu ermuntert, zurückhaltend zu sein und nicht aufzufallen. Aber das stimmt nicht, wir Frauen sind toll und wir können ganz ganz viel. Glaub an dich!

 

Dieser Artikel ist ein Blogartikel zur Blogparade von Heike Schmidt. Danke fürs Veranstalten!

 

 

Fühlst du dich manchmal auch nicht gut genug für irgendetwas? In welchen Situationen passiert das?

 

 

Lg, Birgit