Ist mein Kind reif fürs Gymnasium?

Jedes Jahr stehen viele Eltern und Kinder vor der Frage: Gymnasium oder Mittelschule? Ist mein Kind reif fürs Gymnasium?

 

Jedes Jahr bekomme ich von einigen Eltern die Frage, ob ihr Kind ins Gymnasium gehen kann und ob es das schaffen wird. Ich habe im Frühling immer psychologische Testungen dazu. Ich mache mit den Kindern einen Intelligenztest, spreche mit ihnen über ihre Emotionen, über die Schule, ihre Motivation und ihre bisherige Belastung in der Schule. Wenn das Kind (leicht) überdurchschnittlich intelligent ist, ist das schon ein guter Hinweis fürs Gymnasium, aber Begabung alleine reicht nicht aus. Das Kind muss auch motiviert sein und in ein Gymnasium wollen. Die meisten Kinder können sich ein Gymnasium nicht vorstellen, außer sie haben schon ältere Geschwister dort.

 

Vor allem wenn die Lehrkraft vom Gymnasium abrät, werden viele Eltern verunsichert. Die Lehrkraft kennt das Kind meist seit 4 Jahren und kann ein Kind einschätzen, aber es gibt auch Kinder, die sich in der 1. und 2. Klasse noch schwer tun und als schwache Schüler „abgestempelt“ werden. Diese Kinder bekommen dann oft die Empfehlung für die Mittelschule, obwohl sie sich zu guten Schülern entwickelt haben. Ich kenne das von Kindern im Lerntraining. Die kommen in der 2. Klasse zu mir, trainieren fleißig, lernen viel dazu und entwickeln sich gut weiter. Die Kinder sind intelligent und wenn sie schon ein oder zwei Jahre bei mir waren, dann kenne ich die Kinder so gut, dass ich einschätzen kann, ob sie ein Gymnasium schaffen können oder eher nicht. Viele Kinder bei mir im Training habe ich auch selbst psychologisch getestet und weiß daher, wie begabt sie sind, aber der Umgang mit Schulthemen und mit dem Lernen und die Motivation zählen für mich mehr. Es gibt so viele Faktoren, die uns zeigen können, ob ein Kind reif fürs Gymnasium ist.

 

Der Übergang ins Gymnasium oder in die Mittelschule ist ein großer Schritt für das Kind, aber auch für die Eltern, denn es bedeutet, dass das Kind jetzt älter wird und immer selbständiger wird. Es ist kein kleines Kind mehr, sondern es entwickelt sich langsam zum Teenager. Im Gymnasium gibt es viele verschiedene Fächer und jede Stunde hat man eine andere Lehrkraft. Das ist am Anfang verwirrend, denn jede Lehrkraft will etwas anderes und das Kind muss den Überblick behalten und sich organisieren.

 

Ob ein Kind reif fürs Gymnasium ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die wichtigsten habe ich hier für euch zusammengefasst:

 

 

Logisches Denken und Allgemeinwissen

 

  • Das Kind löst gerne Rätsel
  • Es beherrscht die Grundrechenarten und kann Textaufgaben lösen
  • Das Kind versteht Zusammenhänge im Alltag schnell
  • Das Kind kann Probleme lösen

 

Arbeitsverhalten

 

  • Das Kind bearbeitet Aufgaben selbständig
  • Das Kind bemüht sich
  • Das Kind macht Aufgaben fertig
  • Das Kind organisiert seine Arbeitsmaterialien selbst

 

Konzentration

 

  • Das Kind kann sich konzentrieren
  • Das Kind kann sich selbst beschäftigen
  • Das Kind kann gut auswendig lernen
  • Das Kind macht wenige Flüchtigkeitsfehler
  • Das Kind hat einen guten Wortschatz und beherrscht die Grammatik
  • Das Kind kann flüssig lesen
  • Das Kind versteht die Inhalte von Texten
  • Das Kind schreibt in leserlicher Schrift und in angemessenem Schreibtempo

 

Soziale Kompetenzen

 

  • Das Kind kann Freundschaften knüpfen und aufrecht erhalten
  • Das Kind kann mit Konflikten umgehen
  • Das Kind kann Kompromisse schließen

 

Motivation

 

  • Das Kind geht gerne in die Schule und lernt gerne Neues
  • Das Kind arbeitet im Unterricht mit
  • Das Kind kann mit Fehlern umgehen
  • Das Kind stellt viele Fragen und zeigt Interesse

 

Lernbereitschaft

 

  • Das Kind hat gute Noten
  • Das Kind besitzt Grundwissen in Deutsch und Mathematik
  • Das Kind kann die Kenntnisse auch anwenden

 

Anhand der Punkte kannst du schauen, wie viele dieser Fähigkeiten dein Kind schon hat. Wenn du den Großteil der Punkte abhaken kannst, du deinem Kind das Gymnasium zutraust, es sich das Kind selbst zutraut und die Lehrkraft auch zustimmt, dann sollte einem Wechsel ins Gymnasium nichts im Wege stehen.

 

 

Wenn dein Kind Legasthenie oder Dyskalkulie hat kann es trotzdem ins Gymnasium gehen. Dazu schreibe ich bald einen eigenen Blogartikel. Eine Teilleistungsschwäche ist jedenfalls kein Grund, dass dein Kind nicht ins Gymnasium gehen könnte.

 

 

Es gibt auch tolle Mittelschulen, in denen die Kinder ihrer Begabung nach super gefördert werden. Der Lehrplan der Unterstufe in der Mittelschule und im Gymnasium ist eigentlich gleich, nur werden die Kinder im Gymnasium auf eine weitere Schullaufbahn in der Oberstufe vorbereitet, das Tempo ist meist höher und das Aufgabenniveau ist schwieriger. Kinder in der Mittelschule können nach der 4. Klasse in jede Oberstufenschule wechseln. Daher ist es gar nicht so wichtig, ob dein Kind in ein Gymnasium oder in eine Mittelschule geht. Wichtig ist es, dass dein Kind gut gefördert wird, dass es nicht über- und nicht unterfordert wird und dass es ihm in der Schule gefällt. Der Schultyp ist in der Unterstufe noch nicht ausschlaggebend, denn erst in der Oberstufe gibt es dann ganz viele unterschiedliche Ausbildungswege, die aber für alle Kinder offen stehen, egal an welcher Schule sie die Unterstufe verbracht haben.

 

 

Ich finde ja, dass es mit 10 Jahren viel zu früh ist, die Kinder zu trennen und sie so eine schwierige Entscheidung treffen zu lassen, aber unser Schulsystem ist eben so – kompliziert…

 

 

 

Egal in welche Schule dein Kind geht oder gehen wird, es soll glücklich sein! Das ist das Wichtigste!

 

Lg, Birgit

 

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